Haben Homeschooler überhaupt soziale Kontakte?

Jede Homeschooler-Familie (und auch Kindergartenfrei-Familie) kennt es sicher: Diese eine Frage  „Trifft er/sie auch andere Kinder??“. Die meisten Mitbürger/innen in Deutschland haben Vorstellungen und Vorurteile gegenüber Homeschoolern, die sehr weit von der Realität abweichen. Für sie ist es einfach unverständlich, wie manche Familien ihre Kinder nicht zur Schule schicken können und wo dann der soziale Kontakt stattfindet, wenn nicht in der Schule.

Wie sollen diese Kinder denn überhaupt was lernen? 

Wo sollen sie auf andere Kinder treffen? 

Homeschooler seien unsozialisiert, treffen keine anderen Kinder, leben isoliert von der „wirklichen“ Welt und sind doch irgendwie alle komisch. 

Dieses Denken wurde unter Anderem gefestigt durch bestimmte Medienberichte. Hinzu kommt, dass solche Behauptungen nur beständig bleiben, weil diese Menschen sich garnicht wirklich für die Homeschooler-Familien interessieren und sich nicht damit beschäftigen. Wenn hier das Interesse da ist, kann ich aus eigener Erfahrung sagen, werden sie schnell ein neues Bild von Homeschoolern bekommen. Sehr schnell! 

Homeschooler-Familien sind so normal wie du und ich. Es gibt sie in allen Varianten, genau wie nicht-Homeschooler-Familien. Groß- und Kleinfamilien, Alleinerziehende… Landmenschen, Stadtmenschen… Es sind ganz normale (und unnormale!) Familien. Bevor ich gleich näher darauf eingehe, ob Homeschooler soziale Kontakte haben, kommen wir erstmal zu den Gründen für den Unterricht zu Hause.

Warum möchten Eltern ihre Kinder lieber zu Hause unterrichten? 

Gründe, warum Eltern ihre Kinder zu Hause lassen wollen

Da gibt es sehr viele Gründe und bei jeder Familie sind andere ausschlaggebend. Fakt ist, dass es welche gibt und diese respektiert werden sollten.  

Hier sind Einige der Hauptgründe:

1. Aus religiösen Gründen – diese Familien sind allerdings in der Minderheit, dennoch gibt es Einige, die aus religiösen Gründen Homeschooling betreiben.

 

2. Notgezwungen – Familien, die merken, dass das Kind die Schule einfach nicht mehr schafft, zum Beispiel: zu großer Druck, zu großes Leiden, Mobbing & zu hohe Erwartungen, die erfüllt werden müssen.

 

3. Besonderer Lebensstil – ein paar Familien sind beruflich viel unterwegs, haben deswegen einen besonderen Lebensstil oder auch besondere Begabungen (Eltern sowie Kinder). Hier wird sich oft für das Homeschooling entschieden, um eben diesen Begabungen und dem Lebensstil nachzugehen und darauf aufzubauen. Die Schule nimmt zuviel Raum ein, so dass dann kein Platz mehr wäre. Viele Eltern nehmen ihre Kinder aus der Schule, damit sie mit ihnen zusammen reisen können. 

 

4. IQ, ADHS u.v.m. – Oft kommt es vor, dass Eltern von Kindern mit einem besonders hohen IQ zu Hause unterrichten, da sie in der Schule nur unterfordert sind. So auch zum Beispiel Kinder mit Asperger oder anderem Autismus, sowie ADHS oder Legasthenie. Diese Kinder passen nicht zum Durchschnitt und die Schule ist hierauf in den Meisten Fällen nicht ausgerichtet. Oft stoßen sie dort auf Probleme, Langweilen sich, leiden & stören den Unterricht.

5. Kritische Akademiker – Andere Eltern wiederum stehen der öffentlichen Schule kritisch gegenüber und stellen sich eher eine private Schule vor. Sie denken, dass ihr Kind hier besser gefördert werden könnte und individuell behandelt wird. Dafür sind allerdings die entsprechenden finanziellen Mittel notwendig. Oft sind dies akatemisch gebildete Eltern oder sogar Ex-Lehrkräfte, die sich rein rational für eine andere Schulform entscheiden. Sie kennen Statistiken und haben sich in das Thema Schule/Schulsystem eingearbeitet. 

 

6. Einfluss der Eltern – Wieder andere Eltern sind sich sehr bewusst darüber, wie sehr unsere Kinder uns als Eltern brauchen. Auch das wir Eltern den größten Einfluss auf unsere eigenen Kinder haben sollten, und deswegen die Kinder lieber zu Hause unterrichtet werden sollten, statt sie dem gezwungenen Gruppendruck im Schulgebäude auszusetzen.

 

7. Schlechte Erfahrungen der Eltern – Es gibt aber auch Eltern, die selbst schlechte Erfahrungen in der Schule gemacht haben und ihr Kind nun davor bewahren möchten. So wurden manche vielleicht gemobbt – von Kindern und Lehrern – und haben nun Angst, dass es dem eigenen Kind ebenso passieren könnte. Sie möchten, dass ihr Kind auf gesunde Weise Selbstbewusstsein aufbauen kann mit Hilfe von positiven sozialen Kontakten in Form von Exkursionen mit Freunden, Bekannten und anderen Homeschool-Familien, mit denen diese vernetzt sind.

 

8. Individuelle Stärkung und Förderung – Ein Klassiker und es ist einer der Hauptgründe von vielen Homeschool-Familien (auch meiner): Sie möchten die individuelle und auf Stärken orientierte Bildung ihrer Kinder – und das mit Hilfe von Lehrmitteln und durch Erfahrungen sammeln. Und zwar im eigenen Lerntempo des Kindes. So wie es den individuellen Fähigkeiten und Interessen des Kindes entspricht. Das ist meiner Meinung nach besonders schön für Kinder, wie auch für die Eltern. Wenn ich an mich und meine Schulzeit denke, dreht sich Einiges im Magen um. Denn es ist Fakt: Jedes Kind ist einzigartig und hat zu einem gewissen Zeitpunkt ein ganz anderes Tempo, als ein gleichaltriges Kind. Selten sind die Interessen, Tagesform, Konzentrationsfähigkeit usw. an genau diesem Montag oder Dienstag gleich oder ähnlich. 

 

9. Bindung – Und dann gibt es diese Mütter, die ihre Kinder einfach nicht abgeben möchten, weil sie so dankbar über die Momente mit ihren Kindern sind und sehr gerne mit ihnen intensiv Zeit verbringen, den starken Familienzusammenhalt schätzen, der noch einmal anders gegeben ist, wenn ein Kind zu Hause unterrichtet wird. Mütter (und Väter) die ganz nah an der Entwicklung ihrer Kinder dran sein wollen und mitbekommen möchten, wie sie Schritt für Schritt (vor Allem innerlich) wachsen. Solang, bis sie sich von selbst im Jugendalter abkapseln. Auf ganz natürliche Art und Weise.

Homeschooler treffen keine anderen Kinder?

Das waren jetzt ein paar der mir bekanntesten Gründe, warum Eltern ihre Kinder zu Hause unterrichten wollen. 

Aber: Haben die Homeschool-Kinder überhaupt Kontakt zu anderen Kindern?

Die Antwort ist einfach: Natürlich! Homeschool-Familien sorgen dafür, dass soziale Kontakte gegeben sind und das meist sehr ausführlich. So kommt es bei vielen, auch bei uns, vor, dass Schulkinder nach der Schule vorbeikommen. Zwar ist dann nicht viel Zeit zum Spielen, aber sie freuen sich jedes Mal darauf. Das ist das Eine. Zum Anderen sind die Meisten Homeschool-Kinder in Vereinen untergebracht, oft mehrere. Sie haben hier eine freiere, zeitliche Wahl und sind nicht schon von der Schule vorher ausgepowert. Daher sind mehrere Vereine ohne Probleme möglich. Unsere Kinder zum Beispiel sind in Musikgruppen sowie mindestens einer Sportgruppe, wie z.B. einen Basketball Verein. 

Auch Homeschool-Kinder gehen auf den Bolzplatz, Spielplätze, ins Ferienlager oder unternehmen andere Abenteuer, in denen viele Kinder zusammen kommen und sich kennenlernen und austauschen. Sie sind nicht abgeschottet von all den Angeboten. Sie lernen nur zu Hause. Der Rest findet, wie bei anderen Kindern, überall dort statt, wo etwas los ist und wo das Interesse und der Spaß ganz groß geschrieben wird. 

Sie haben oft, gerade auf Grund der Zwanglosigkeit und freien Zeiteinteilung, viele, intensive soziale Kontakte – und nicht nur mit Kindern, im gleichen Alter! Von der Nachbarin weit über 80 Jahre alt, über Kinder gleichen Alters, bis hin zu Kleinkindern im Verwandten- und Bekanntenkreis. Bei uns ist es sehr vielfältig und ich kenne nur Homeschool-Familien, bei denen es genauso ist. Es ist also ein Mythos, dass Homeschooler keine sozialen Kontakte hätten und ein Irrtum, dass dies fehlt, wenn ein Kind keine Schule besucht.

Besuche eine Homeschool-Familie!

Falls du zu denen gehörst, die sich das Leben in einer Homeschool-Familie überhaupt nicht vorstellen können und du es gerne aber mal „erleben“ willst: Schau‘ dir eine Homeschool-Familie an oder gleich Mehrere! Die Meisten sind offen und bereit für Austausch und für deine Fragen oder Sorgen. Du wirst sehen, wie wundervoll es sein kann und das ein ganz schöner Plan und Rythmus hinter dem Homeschooling steckt – eben angepasst an das jeweilige Kind. Über die sozialen Netzwerke wirst du mittlerweile so gut wie in jedem größeren Wohnort oder Umgebung Homeschooler, Freilerner etc. finden und kannst dich hier vernetzen. 

Das schaffst du! Weil du dein Kind liebst.

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